Unsere Geschichte

Es begann im Frühjahr 1996. Das Pflegeversicherungsgesetz war in Kraft getreten, das Bundessozialhilfegesetz geändert worden. Die Folgen waren unabsehbar. Ein Leistungsrecht, das die Belange von Menschen mit Behinderungen zusammenfassend regeln würde, rückte in unbestimmte Ferne.

Eine unheilvolle Entwicklung: Dies befürchteten Betroffene, ihre Angehörigen und Betreuer. Denn Erfahrungen zeigten, dass die neuen Gesetze nicht nur Leistungskürzungen bedeuten würden: Neben einer verstärkten Orientierung auf Kostensenkung zeigten sich unsägliche Mechanismen von Bürokratie, wie zum Beispiel unangemessene und oft überflüssige Prozeduren der Begutachtung.
Und: Wenn Behinderung primär als Kostenfaktor angesehen wird, folgt oft zwangsläufig die Frage "Was lohnt sich für wen?" Der Schritt zur Beschneidung von Lebensrechten ist dann nur noch klein.

Packen wir's an! Obgleich auf der Landesebene bundeseinheitliche Vorgaben kaum beeinflussbar sind, begann eine Initiativgruppe von Trägern der Behindertenhilfe in Berlin, Aktionen zu planen. Wir wollten die Belange von Mitbürgern, die als geistig oder psychisch behindert gelten, ins gesellschaftliche Bewusstsein rücken.

Das Blaue Kamel geht voran. Unter dem Leitsatz "Es ist normal, verschieden zu sein" ging es am 30. Mai 1996 vom Alexanderplatz zum Roten Rathaus und von dort zu einem großen Fest auf dem Schlossplatz. Der Demonstrationszug wurde angeführt von einem blauen Kamel – einer riesigen Figur, die bereits bei vergleichbaren Aktionen im Bundesgebiet im Einsatz war.
Dem Aufruf des Bündnisses folgten damals circa 5000 Menschen – mit und ohne Behinderung. Seither finden regelmäßig Veranstaltungen des Berliner Blauen Kamels statt, die in Politik, Medien und Öffentlichkeit eine spürbare Resonanz erzeugten und erzeugen. Eine Organisation allein könnte dies über längere Zeit nicht bewirken. Und einen langen Atem werden wir brauchen ...