28. Februar 2004

Filmpremiere "Übergänge - Wege in ein selbstbestimmtes Leben"

Dokumentation über die Lebensumstände behinderter Menschen im Auftrag des Aktionsbündnisses Das Blaue Kamel im Kino Babylon Mitte. Ein Projekt der filmArche mit Unterstützung der Aktion Mensch

 

Redaktion: Anna Reinking
Produktion: Nicolay Schley
Produktionsassistenz: Jessica Paez
Aufnahmeleitung: Christian Bessert
Schnitt: Christian Postl, Jurij Adrian, Sara Krines
Drehzeit: August 2003

 

Das Projekt

"Übergänge" war ein Lern- und Lehrprojekt für alle. Der Film wurde ausschließlich von Studenten der filmArche realisiert. Im Vorfeld nahmen die Teams an einem Dokumentarfilmseminar teil. Die Redakteure arbeiteten gemeinsam an jedem Arbeitsschritt – vom ersten Kennenlernen der Protagonisten und Betreuer, der filmischen Konzeption über den Dreh bis hin zum Schnitt.

Authentischer Alltag: Wichtig war den Machern ein möglichst realitätsnahes Bild: So wurde darauf geachtet, die beteiligten Protagonisten nicht all zu sehr aus ihrem Alltag zu reißen, sondern eben genau diesen einzufangen. Eine Woche lang wurden sie mit der Kamera begleitet, lange Interviews geführt und dabei die Menschen kennen und schätzen gelernt. Im Produktionsprozess lernten die Redakteure, eigene Berührungsängste zu überwinden und Respekt für die Lebenswelten der Protagonisten zu entwickeln.

Die Dreharbeiten fanden in Berlin sowie in Belau bei Lüchow auf dem Bauernhof "Terra Est Vita" statt. Die Protagonisten verloren schnell die Scheu vor der Kamera. Es gelang, einen guten Einblick in die Sorgen und Wünsche der Protagonisten zu gewähren.

 

Die Protagonisten

Detlef Hanke, geboren am 01. 01.1970 in Berlin, bewohnt eine eigene, behindertengerechte Zwei-Zimmer-Wohnung in einem sozialen Wohnprojekt in Berlin-Weißensee, vorher war er im Heim der Stephanus-Stiftung untergebracht. Von Geburt an hat er einen schweren Hüftschaden und leidet unter spastischer Tetraplegie. Er arbeitet in einer Keramikwerkstatt für behinderte Menschen und engagiert sich für die Umwelt und ökologische Belange. Als leidenschaftlicher Tramfahrer hat er es zu seinem Hobby gemacht, Geräusche in öffentlichen Verkehrsmitteln aufzunehmen. Redaktion: Inga Weiyel, Kamera Jurij Adrian, Ton Elisa Klement

Martina Schilke ist 42 Jahre alt und arbeitet als Reinigungsfrau in der Reinigungsgruppe einer großen Behindertenwerkstatt in Hohenschönhausen. Sie ist in der DDR aufgewachsen und war dort bis 1994 im Pflegeheim. 1994 ist sie in eine Wohngruppe des EJF (Evangelisches Jugend und Fürsorgewerk) gezogen, von dort in eine Trainingswohngruppe, in der sie lernte, in einer Wohngemeinschaft zu leben und für sich selber zu sorgen. 2001 ist sie dann in eine eigene Wohnung gezogen, in der sie seitdem im betreuten Einzelwohnen lebt. Martina engagiert sich im Heimbeirat des EJF für die Belange anderer Behinderter. Redaktion Oliver Zenger, Kamera Tobias Witte, Ton Katrin Ackers

Ulla Erasmie wurde am 23.08. 1960 geboren. Von Geburt an hat sie eine Augenfehlstellung, die mehrfach operativ korrigiert wurde. Als Mädchen, junge Frau und Frau wurde sie durch viele Einrichtungen und Pflegefamilien gereicht, bis sie im Jahr 2000 auf den Bauernhof von Terra Est Vita kam. Dort konnte sie sich an ein geregeltes Leben gewöhnen. 2002 zog sie in ihre erste eigene Wohnung. Sie arbeitet und verbringt den Grossteil ihrer Zeit weiterhin auf dem Hof und kann bei Problemen auf ihren Betreuer zurückgreifen. Es ist ihr erklärtes Ziel, einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden. Deshalb hat sie jetzt schon ihr viertes Praktikum bei einem Tierarzt absolviert. Sie unternimmt also den Versuch, ihr Leben in Zukunft eigenständig und selbstverantwortlich zu führen. Redaktion Daniel Lenski, Kamera Katrin Ackers, Ton Cleo Schwinowski

Reiner Köhn wurde 1951 in Berlin-Tempelhof geboren. In den achtziger Jahren kämpfte er lange um einen Platz in einem Behindertenwohnheim, um aus dem Elternhaus ausziehen und ein eigenständiges Leben führen zu können. Seit 1989 wohnt er mit drei Mitbewohnern in einer betreuten Wohngemeinschaft des Unionhilfswerk Sozialeinrichtungen in Berlin-Charlottenburg. Reiner Köhn arbeitet in einer Werkstatt für behinderte Menschen und schreibt außerdem seit über zwei Jahrzehnten seine Memoiren. Ein Hauptthema darin sind die zahlreichen Reisen, die ihn zum Beispiel nach Ägypten oder in die USA geführt haben. Seine Aufzeichnungen begann er zunächst handschriftlich, lernte dann nach einigen Jahren Schreibmaschine. Zur Zeit besucht er einen Computerkurs, um das Schreiben am PC fortsetzen zu können. Redaktion Annemarie Bexte, Kamera Steffen Zeugner, Ton Anke Schwien