25. April 2007

Tatort: Kulturforum

Tatort: Kulturforum

Als Tatort wird der Platz bezeichnet, an dem Verbrechen begangen wurden. Viele Verbrechen in der modernen Zeit werden hinter Schreibtischen verübt.


Die Schreibtische für die hunderttausendfachen Patientenmorde in der Nazizeit standen in der Tiergartenstraße 4 in Berlin. An die Verbrechen und an diesen Ort erinnert eine bescheidene Gedenkplatte. Das Blaue Kamel  setzt sich seit langem für eine würdige, dem Verbrechen angemessene Gedenkstätte für die Opfer der Patientenmorde 1939 bis 1945 ein.

Um dieses Anliegen voranzubringen, geht es darum, Zeichen zu setzen.
Am 24. April 2004 hat eine Gruppe von jungen Vermessungstechnikern aus dem Knobelsdorff-Oberstufenzentrum unter Leitung seines Lehrers, Herrn Bartels, den topografisch exakten Ort des Eingangsbereiches der ehemaligen Euthanasiezentrale ermittelt und markiert. Seitdem ist auf dem Straßenland zwischen Philharmonie und Tiergartenstraße deutlich erkennbar, wo Täter ihre Schreibtische aufsuchten und wo die Akten, die Menschenleben bedeuteten, transportiert worden sind. Diese Aktion ist ein Beitrag dazu, den zentralen Tatort der Euthanasie-Aktion besser kenntlich zu machen.

Dankenswerterweise plant die Wall AG eine Bushaltestelle in der Nähe zur "Info-Haltestelle" umzugestalten. Diese soll dann endlich auch mehrsprachige Texte enthalten. Zuletzt wird darüber nachgedacht, das "Denkmal der grauen Busse" auch einmal an diesen Ort zu holen. Wir hoffen, dass spätestens zum 70. Erinnerungstag an die Euthanasie-Aktion ein Ort des würdigen Gedenkens in der Tiergartenstraße 4 geschaffen worden ist.

Reinald Purmann